Der Kreis Darkehmen (ab 1938 Kreis Angerapp) in Ostpreußen bestand in der Zeit von 1818 bis 1945. Sein ehemaliges Gebiet gehört heute zur polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren bzw. zur russischen Oblast Kaliningrad.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Das Gebiet des Kreises Darkehmen gehörte seit der Einteilung Ostpreußens in landrätliche Kreise von 1752 zu dem damaligen Kreis Insterburg. Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen ergab sich mit der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30. April 1815 die Notwendigkeit einer umfassenden Kreisreform in ganz Ostpreußen, da sich die 1752 eingerichteten Kreise als unzweckmäßig und zu groß erwiesen hatten. Zum 1. September 1818 wurde im Regierungsbezirk Gumbinnen aus Teilen des alten Kreises Insterburg der neue Kreis Darkehmen gebildet. Dieser umfasste die Kirchspiele Ballethen, Darkehmen, Dombrowken, Groß Karpowen (ein Teil des Kirchspiels gehörte zum Kreis Gerdauen), Kleszowen, Rogahlen, Szabienen, Trempen und Wilhelmsberg. Das Landratsamt war in Darkehmen.

Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis nach dem Zusammenschluss der Provinzen Preußen und Westpreußen zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr.

Norddeutscher Bund und Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und seit dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.

Am 21. Juli 1875 wurde die Landgemeinde Grünheide aus dem Kreis Darkehmen in den Kreis Gumbinnen umgegliedert. Am 10. August 1876 wurden die Landgemeinden Alt Gurren und Neu Gurren und der Gutsbezirk Gurren aus dem Kreis Darkehmen in den Kreis Angerburg umgegliedert, während der Gutsbezirk Broszeitschen vom Kreis Angerburg zum Kreis Darkehmen wechselte. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Darkehmen am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.

Zum 30. September 1928 fand im Kreis Darkehmen wie im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bewohnten Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Am 7. September 1938 wurde der Kreis in Angerapp umbenannt. Zum 1. April 1941 wurde aus Teilen verschiedener Gemeinden der neue Heeresgutsbezirk Gudwallen gebildet.

Unter polnischer und sowjetischer Verwaltung

Mit der Mitte Januar 1945 beginnenden Offensive der sowjetischen Truppen in Ostpreußen wurde das Kreisgebiet schrittweise durch die Rote Armee besetzt. Nach der vollständigen Besetzung im Winter 1945 wurde das gesamte Kreisgebiet zunächst der polnischen Zivilverwaltung unterstellt. Kreis und Kreisstadt erhielten den Namen Darkiejmy, die polonisierte (und in Polen auch schon zuvor gebräuchliche) Bezeichnung für Darkehmen.

Im Spätsommer bzw. Frühherbst des Jahres 1945 revidierte die sowjetische Besatzungsmacht die von ihr zuvor vorgenommene Zonenaufteilung und verschob die Grenze erheblich in Richtung Süden, so dass der deutlich größere Nordteil des Kreises einschließlich der Kreisstadt Darkehmen / Angerapp (Darkiejmy) unter sowjetische Verwaltung kam. Die nach Kriegsende zugewanderten polnischen Migranten, die mit der Verdrängung und Vertreibung der Einheimischen begonnen hatten, wurden einschließlich der polnischen Zivilverwaltung kurzfristig spätestens Anfang 1946 aus dem nunmehr sowjetisch verwalteten Nordteil wieder ausgewiesen.

Nur ein kleinerer Teil des Kreises südlich der Demarkationslinie verblieb unter polnischer Verwaltung und wurde dem Powiat Węgorzewski (Angerburg) angeschlossen. Die ansässige deutsche Bevölkerung wurde, sofern sie nicht bereits geflüchtet war, in der Folgezeit von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden vertrieben.

Seit der Aufteilung Ostpreußens nach dem Zweiten Weltkrieg in Verwaltungszonen befindet sich die 1946 in Osjorsk (russisch Озёрск für „Stadt am See“) umbenannte frühere Kreisstadt Darkehmen in der russischen Oblast Kaliningrad.

Einwohnerentwicklung

Politik

Landräte

  • 1818–184800Franz von Buttlar
  • 1848–184900Arnoldt (komm.)
  • 1849–185100Wolff (komm.)
  • 1851–186500Heinrich von Schirmeister
  • 1865–187400Gustav von Goßler
  • 1876–189000Max Bergmann
  • 1890–189100Hermann von Kruse
  • 1891–189700Hermann von Busenitz
  • 1892–189700Robert Busenitz
  • 1897–191100Theodor Eggert
  • 1911–192000Alexander von Martius
  • 1920–193300Willi Seroski
  • 1933–193700Günther Nikolaus
  • 1937–194500Paul Uschdraweit

Wahlen

Im Deutschen Kaiserreich bildete der Kreis Darkehmen zusammen mit den Kreisen Goldap und Stallupönen den Reichstagswahlkreis Gumbinnen 4.

Kommunalverfassung

Der Kreis Darkehmen gliederte sich in die Stadt Darkehmen (am 3. Juni 1938 in „Darkeim“, am 16. Juli 1938 in „Angerapp“ umbenannt), in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Gemeinden

Nach der Gemeindereform von 1928 umfasste der Kreis Darkehmen die Stadt Darkehmen, 162 weitere Gemeinden sowie einen Forstgutsbezirk. Am 1. April 1941 wurde die Gemeinde Gudwallen aufgelöst; gleichzeitig wurde der neue Heeresgutsbezirk Gudwallen eingerichtet.

Eingemeindungen bis 1930
  • Adamischken, am 17. Oktober 1928 zu Jodßinn
  • Awiszen, am 27. April 1927 zu Darkehmen
  • Babbeln, am 30. September 1928 zu Adamsheide
  • Bagdohnen, am 17. Oktober 1928 zu Jodßinn
  • Daubischken, am 17. Oktober 1928 zu Szallgirren
  • Demildszen, am 15. Januar 1930 zu Kamanten
  • Friedrichsdorf, am 30. September 1928 zu Kannehlen
  • Groß Karpowen, am 30. September 1928 Karpowen
  • Grünwalde, am 28. Januar 1924 zum Gutsbezirk Röseningken
  • Kellmienen, 1895 zum Gutsbezirk Pogrimmen
  • Klein Albrechtshof, am 30. September 1928 zu Groß Albrechtshof
  • Klein Notrienen, am 15. Januar 1930 zu Notrienen
  • Kowarren, am 30. September 1928 zu Jautecken
  • Lasdienen, am 30. September 1928 zu Lenkimmen
  • Naujeningken, am 30. September 1928 zu Gudwallen
  • Naujoken, am 30. September 1928 zu Auerfluß
  • Schniepseln, am 15. Januar 1930 zu Notrienen
  • Szameitschen, Kirchspiel Trempen, am 30. September 1928 zu Elkinehlen
  • Szameitschen, Kirchspiel Wilhelmsberg, am 17. Oktober 1928 zu Wilhelmsberg
  • Waldhorst (bis 1923 Szameitschen, Kirchspiel Darkehmen), am 30. September 1928 zu Auerfluß

Ortsnamen

Am 3. Juni 1938 – mit amtlicher Bestätigung vom 16. Juli 1938 – fanden aufgrund einer Anordnung des Gauleiters und Oberpräsidenten Ostpreußens Erich Koch auch im Kreis Angerapp (bis 1938 Kreis Darkehmen) umfangreiche Umbenennungen von Ortsnamen statt. Das waren meist lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen. Nicht nur die Stadt Darkehmen erhielt den neuen Namen Angerapp (wenige Wochen noch: Darkeim), sondern auch 117 von 165 Gemeinden des Kreises wurden umbenannt. Einzelne Umbenennungen hatten auch schon in den Jahren davor stattgefunden.

Umbenannt wurden – neben der Stadt Darkehmen (= Angerapp) – die heute auf russischem bzw. polnischem Staatsgebiet liegenden Orte:

Literatur

  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, S. 31, Ziffer 9.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 274–285.
  • Michael Rademacher: Ostpreußen – Kreis Darkehmen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900 

Weblinks

  • GenWiki: Kreis Darkehmen
  • Kreisgemeinschaft Angerapp (Darkehmen)

Einzelnachweise


Groß Sobrost, Kreis Darkehmen, Ostpreußen Heute Zabrost Wielki, gmina

Darkehmen (Angerapp) GenWiki

Wittgirren (19381945 Wittbach), Kreis Darkehmen, Ostpreußen Heute

Rosenberg (Kreis Darkehmen) GenWiki

darkehmen, Gebraucht Sammlerstücke ZVAB