Die Bruderschaft Sankt Jakobus der Ältere zu Solothurn wurde am 26. Juli 1654 in Solothurn gegründet und existiert bis heute. Ihr Zweck ist die Verehrung des Apostels Jakobus des Älteren. Rechtsnatur: Pia Fundatio (fromme Stiftung).
Das Bruderschaftswesen im alten Solothurn
Es war eine Äusserung des religiösen Geistes des Mittelalters, dass nicht nur die Zünfte, sondern auch alle anderen Gilden und Standesvereinigungen mit der Kirche eng verbunden waren. So sind auch die heute noch bestehenden Bruderschaften von Solothurn Zeugen der katholischen Vergangenheit Solothurns. Ihr Ursprung lässt sich in das 16. und 17. Jahrhundert zurückverfolgen.
Die Bruderschaften unterscheiden sich von den Zünften und geschlossenen religiösen Verbänden (Orden usw.) durch den freiwilligen Zusammenschluss ihrer Mitglieder; sie werden nicht von der Kirche errichtet, sondern nur gebilligt. Allerdings unterstehen sie der kirchlichen Autorität, können nur mit ihrer Genehmigung ins Leben treten und werden unter dem Titel eines Glaubensgeheimnisses oder eines Heiligen in einer bestimmten Kirche oder an einem bestimmten Altar errichtet.
Von den ehemals fünf Bruderschaften haben bis heute überlebt: die Romaner- (gegründet 1774), die St.-Lucas-, die St.-Margrithen-, die St.-Valentin- und die St.-Jakobs-Bruderschaft (gegründet 1654).
Die Bruderschaft Sankt Jakobus
Die Bruderschaft St. Jakob ist die jüngste der vier noch bestehenden Bruderschaften in Solothurn. Am 26. Juli 1654 kamen ein paar ehrsame Bürger in der Zunft zu Schiffleuten zusammen. Sie mögen gekommen sein, miteinander ihren Namenstag zu feiern, denn dreizehn von den neunzehn anwesenden und sich einschreibenden Brüdern trugen den Namen des auf diesen Tag fallenden Kalenderheiligen. Sie beschlossen, unter dem Titel Sankt Jakobs des Grösseren eine Bruderschaft zu Ehren Gottes und zum Heile ihrer Seelen zu errichten.
Gründungsurkunde
Am Gründungstag (16. Juli 1654) wurde ein heute noch vorhandenes Protokollbuch angefangen. Seit der Gründung sind alle Bruderschaftsmeister, Schaffner und Mitglieder namentlich bekannt. Hier wird die erste Seite aus dem Gründungsprotokoll zitiert (alle Informationen zu diesem Thema stammen aus der einzigen, vorhandenen Quelle):
Ursprung und Ordnung
Der Bruderschafft Sancti Jacobi Apostoli, angefangen den 26. Tag July 1654
Die Mitglieder und der Vorstand
Die Sankt-Jakobs-Bruderschaft war nicht eine Vereinigung von Bürgern einer bestimmten Berufsgruppe oder einer solchen mit gleichgerichteten Interessen. In ihr fanden sich Brüder aus allen Ständen und Berufen zusammen, die das Bedürfnis nach einer regeren religiösen Betätigung im freien Verbande ohne geistliche Leitung zusammenführte, vielleicht oder sehr wahrscheinlich auch das Verlangen nach geselliger Vereinigung im Kreise von Gleichgesinnten. Ihre ersten Mitglieder waren:
Leutpriester Victor Keller, Jakob Wäber, Jakob Anziger, Doktor Jakob Tscharandi, Jakob Byß, Jakob Böschung, Jakob Bernhardt, Jakob Lyßer, Jakob Vogelsang, Jakob Vogelsang, des vorgenannten Sohn, Jakob Vogel, Jakob Graf, Jakob Heid, Jakob Kapeller, Christoph Wioll, Georg Gotthard, Christoph Byß, Urs Zeltner der jüngere, Johannes Münzer. An erster Stelle steht der Leutpriester der Stadt. In die Bruderschaft Sankt Jakobus scheinen mit Vorliebe die geistlichen Herren vom St. Ursenstift eingetreten zu sein, denn in den nachfolgenden Jahrzehnten stossen wir immer wieder unter den aufgenommenen Brüdern auf die Namen von Chorherren, Cantoren und Kaplänen.