Das Kleinkastell Adolfseck (in älteren Publikationen auch Adolphseck) war ein römisches Militärlager an der westlichen Taunusstrecke (Strecke 3) des Obergermanischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Das obertägig nicht mehr wahrnehmbare Bodendenkmal befindet sich nördlich von Adolfseck, einem Stadtteil von Bad Schwalbach im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis. In unmittelbarer Nähe findet sich die Schanze Adolfseck.

Lage und Forschungsgeschichte

Der Limesübergang über das in Süd-Nord-Richtung verlaufende Aartal lag an einer Stelle, an der sich das sonst recht enge Tal ein wenig erweitert und die Talwände sanfter abfallen. Von Westen fließt hier ein Bach aus Lindschied in die Aar, von Osten der Pohlbach. Um die für den Übergang optimale Position zu gewinnen, knickte der Limes vorübergehend ein wenig nach Süden ein. Gut 40 Meter südlich des Limesübergangs befand sich vermutlich eine Brücke oder befestigte Furt, wofür der Befund einer dammförmig angelegten Straße und der Fund zweier mächtiger Holzpfosten sprechen, die dendrochronologisch in die Zeit zwischen 164 und 178 n. Chr. datiert werden konnten und deren Enden mit Eisenschuhen versehen waren. Das Kastell befand sich auf einer hochwasserfreien Terrasse des Aartals, gut 50 Meter östlich des Beginns der vermuteten Aarbrücke (das Ufer der Aar in antiker Zeit lag knapp 100 Meter weit entfernt) und rund 30 Meter südlich des Limes. Durch seine Positionierung war es bestens geeignet, die Aarbrücke und den Limes zu überwachen sowie das Aartal zu sperren. In der heutigen Siedlungstopographie befindet sich das Bodendenkmal in den landwirtschaftlich genutzten Flächen knapp außerhalb des nördlichen Ortsrandes von Adolfseck, etwa in der Mitte zwischen der Bundesstraße 54 und der rund 120 Meter östlich von dieser parallel verlaufenden Bahnlinie.

Ende Oktober 1901 wurde das Kastell durch die Reichs-Limeskommission (RLK) unter der Leitung des örtlichen Streckenkommissars Heinrich Jacobi (1866–1946) und des Frankfurter Ingenieurs Wehner teilweise ausgegraben.

Im Jahre 2010 fand eine geomagnetische Prospektion des Kastellareals und seiner Umgebung statt. Die Forschungsergebnisse der Reichs-Limeskommission wurden durch diese Untersuchungen jedoch nicht präzisiert. Ebenso wenig konnte der Verlauf des Limes ermittelt werden, was vermutlich dem Umstand geschuldet ist, dass sich abgeschwemmtes Material vom Berghang in diesem Bereich abgelagert hatte.

Befunde

Von dem Kleinkastell konnte noch die Nordmauer ermittelt werden. Sie war zum Ausgrabungszeitpunkt bis zu 0,70 Meter hoch erhalten und besaß eine Mächtigkeit von 1,80 Meter. Das Mauerwerk bestand aus in Lehm gesetztem Taunusschiefer. Die Nordostecke war leicht gerundet. Darüber hinaus konnte noch die Südostecke des Kastells ermittelt werden, die ebenfalls eine leichte Rundung aufwies. Außerdem wurden Spuren der Kastellgräben festgestellt. Aus diesen wenigen Befunden lässt sich das Bild des Kastells einigermaßen rekonstruieren.

Das Kleinkastell Adolfeck war ein rechteckiges Steinkastell von etwa 20 Metern Länge in nordsüdlicher und 18 Metern Breite in ostwestlicher Richtung. Es war somit quer zum Tal und parallel zum Limes gestellt, aber mit seinem einzigen festgestellten Tor nach Norden zum Limes hin ausgerichtet. Vor der Wehrmauer verliefen – nach einer einen Meter breiten Berme – zwei Spitzgräben von jeweils zwei Metern Breite und einem Meter Tiefe. Vor dem nördlichen Tor war der Grabenverlauf unterbrochen.

Von der Besatzung, wahrscheinlich einer Vexillatio, ist nichts bekannt. Auch über den Belegungszeitraum können keine signifikanten Aussagen getroffen werden, vielleicht existierte es von der Mitte des zweiten bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts. Heute ist im Gelände nichts mehr zu sehen.

Limesverlauf zwischen dem Kleinkastell Adolfseck und dem Kastell Zugmantel

Nachdem der Limes beim Kleinkastell Adolfseck die Aar überschritten hat, zieht er auf seiner Strecke zum Kastell Zugmantel tendenziell in Richtung Ostnordost bei Ost. Auf diesem Weg, der im Wesentlichen durch bewaldetes Gebiet, vereinzelt auch durch landwirtschaftliche Nutzflächen führt, steigt er insgesamt von 272 auf 475 Höhenmeter an. Seinen höchsten Punkt hierbei erreicht er mit 487 m. NHN beim Wachturm Wp 3/11. Unweit östlich des Aarübergangs ließen sich an einigen Abschnitten zwei verschiedene Limeslinien feststellen: eine ältere, etwas rückwärtig gelegene, die in ihrem Verlauf die topographischen Gegebenheiten stärker berücksichtigt und dadurch unregelmäßig ist, und eine jüngere, die einen eher geradlinigen Verlauf anstrebt. Die ältere Linie ist wahrscheinlich domitianischen Ursprungs und wurde möglicherweise schon zum Ende der Chattenkriege, um das Jahr 85 n. Chr., errichtet. Sie durchlief nur die ersten beiden Ausbauphasen des Limes (Waldschneise mit Postenweg, Holztürme und Palisade) und wurde wahrscheinlich gegen die Mitte des 2. Jahrhunderts durch die um bis zu 800 Meter weiter nach Norden vorgeschobene, jüngere Linie ersetzt, die sofort in Gestalt der dritten Ausbauphase (mit Steintürmen statt Holztürmen) ausgeführt wurde. Im Rahmen dieses Ausbaus entstand vermutlich auch das Kleinkastell Adolfseck.

Denkmalschutz

Das Kleinkastell Adolfseck und die anschließenden Limesanlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie Bodendenkmale im Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

  • Liste der Kastelle am Obergermanisch-Raetischen Limes

Literatur

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 116ff.
  • Dietwulf Baatz: Westliche Taunusstrecke (Rheingau-Taunus-Kreis). In: Dietwulf Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann: Die Römer in Hessen. Lizenzausgabe der Auflage von 1982, Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9, S. 379–382.
  • Ernst Fabricius, Felix Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches/Abt. A, Bd. 2,1. Die Strecke 3. Petters, Heidelberg/Berlin/Leipzig 1936, S. 50–60. sowie Tafeln 2 und 3, Abb. 1 bis 10.
  • Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: E. Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, (= Saalburg-Schriften 6), S. 75–92.
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Vom Beginn des obergermanischen Limes bei Rheinbrohl bis zum Main bei Grosskrotzenburg. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 65f.
  • Egon Schallmayer: Geophysikalische Prospektion am Limes in Hessen. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7, (= Beiträge zum Welterbe Limes 3), S. 64–66.

Anmerkungen


Kleinkastell Dörsterberg bei Huppert Heimatverein Heidenrod e.V.

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