Der Begriff Kulturbolschewismus ist ein politisches Schlagwort, das in einem abwertenden Sinn für Künstler, Kunst, Architektur und Wissenschaft verwendet wurde, die entsprechend den Vorstellungen des Nationalsozialismus als zu progressiv und linksgerichtet abgelehnt wurden. Er leitet sich von der Bezeichnung Bolschewismus für die kommunistische Lehre russischer Prägung ab. Der Begriff unterstellt den damit abgestempelten Künstlern, Wissenschaftlern und Kunstwerken, sie seien in Deutschland zur Zeit der Weimarer Republik „Schrittmacher des sich verbreitenden politischen Bolschewismus“ gewesen und wollten „mit Kunst den Bolschewismus vorbereiten.“ Die so Angegriffenen setzten sich – solange es ihnen noch nicht verboten war – gekonnt ironisch zur Wehr, wie Carl von Ossietzky:
Den Begriff selbst geprägt hatte der Theaterkritiker Alfred Mühr in seiner 1927 erschienenen Kritik des Stückes Gewitter über Gotland von Ehm Welk.
Der von der NS-Propaganda oft verwendete davon abgeleitete Terminus „Baubolschewismus“ oder „Kunstbolschewismus“ wurde vom Berner Architekten Alexander von Senger geprägt, der damit ursprünglich moderne architektonische Ideen brandmarken wollte, die ihre Wurzeln in Moskau hätten. Bis 1933 gehörte das Schlagwort zum Vokabular aller bürgerlichen Parteien und bezeichnete Kulturverfall im weitesten Sinne (siehe auch: Kulturpessimismus). Danach erhielt es die Bedeutung des „Kampfes gegen zersetzende artfremde ... Kultur“ und sogenannte „entartete Kunst“.
Siehe auch
- Cultural Marxism
Literatur
- Eckhard John: Musikbolschewismus – Die Politisierung der Musik in Deutschland 1918–1938, Stuttgart/Weimar: Metzler 1994, 437 S.
- Björn Laser: Kulturbolschewismus! Zur Diskurssemantik der „totalen Krise“ 1929-1933 (Diss. Universität Siegen) 2010, ISBN 978-3-631-59416-2.