Die Aithiopis (Αἰθιοπíς, deutsch: „das Äthiopische“ Epos) ist ein nicht erhaltenes Epos, das als Teil des Epischen Zyklus zum trojanischen Sagenkreis gehörte; darin folgt sie auf die Ilias von Homer und wird fortgesetzt mit der Kleinen Ilias, die Lesches verfasst haben soll. Das Werk wird Arktinos von Milet zugeschrieben und bestand aus fünf Büchern; es ist lediglich durch Kurzinhaltsangaben in der Chrestomathie des Proklos und der Bibliotheke des Apollodor sowie einige wenige Fragmente überliefert.
Inhalt
Die Bibliotheke des Apollodor (1./2. Jahrhundert n. Chr.) gibt den Inhalt in Epitome 5 an. Der davon unabhängige Text des Proklos aus dem 2. Jahrhundert enthält Kürzungen und Varianten. Beide Fassungen werden auf einer gemeinsamen Vorlage beruhen, die unterschiedlich ausgewertet wurde. Proklos gibt den Inhalt in der Chrestomathie wie folgt wieder (Ergänzungen nach der Bibliotheke des Apollodor in <>; Erläuterungen in eckigen Klammern):
Textausgaben, Varia
Die wichtigsten Ausgaben sind (chronologisch aufsteigend):
- Gottfried Kinkel: Epicorum graecorum fragmenta. Teubner, Leipbzig 1877, S. 32–36 (Textarchiv – Internet Archive).
- Erich Bethe: Homer. Dichtung und Sage. Band 2, Teil 2: Kyklos, Zeitbestimmung. Zweite Auflage. Teubner, Leipzig/Berlin 1929, S. 167–169 (Digitalisat – Internet Archive).
- Bernabé, Alberto (Hrsg.): Poetae epici Graeci. Pars I. Zweite Auflage. Teubner, Berlin/Boston 1996, S. 65–71 (gr., lat. Kommentar).
- Martin L. West (Hrsg.): Greek Epic Fragments from the seventh to the fifth Centuries BC (=The Loeb Classical Library. Band 497). Harvard University Press, Cambridge (Mass.) u. a. 2003, ISBN 0-674-99605-4, S. 108–117 (Text gr./en.).
Die neueste Ausgabe von Martin L. West zählt vier Erwähnungen des Werks bzw. Autors, die beiden Inhaltsangaben sowie sechs Fragmente mit drei wörtlichen Zitaten. Bethe (auch im RE-Artikel) und Bernabé halten es für wahrscheinlich, dass der Penthesileia-Mythos zumindest ursprünglich ein eigenes Epos darstellte, das erst später der Aithiopis hinzugefügt wurde. Andererseits legt das 6. Fragment bei Lichfield nahe, dass die Aithiopis nicht vor dem Waffenstreit und dem anschließenden Selbstmord des Aias endete, das bei Proklos und Apollodor den Anfang der Kleinen Ilias bildet.
Eine moderne und weithin bekannte Rezeption des Amazonen-Themas findet sich bei Heinrich von Kleist in dessen Drama Penthesilea.
Literatur
- Erich Bethe: Aithiopis 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 1103–1105.
Weblinks
- Zusammenfassung auf www.stoa.org, engl.