Das Kainsmal oder das Kainszeichen ist ein Zeichen, das im Alten Testament der christlichen Tradition dem Brudermörder Kain von Gott gegeben wird. Die hebräische Redewendung „le-kajin ot“ ('ot, אות, „Zeichen“) der jüdischen Torah wurde mit „[Gott machte] Kajin zum Zeichen“ und „dem Kajin ein Zeichen“ übersetzt.

Bibelbericht

Kain erschlug seinen Bruder Abel nach einem Gottesopfer. Damit er nicht als Brudermörder selbst erschlagen werde, machte Gott ein Zeichen an Kain, um ihm eine Chance für ein gewaltfreies Leben zu geben. Das Kainsmal ist also sowohl das Erkennungszeichen des Mörders als auch ein Schutzzeichen, das ihn vor einem gewaltsamen Tode bewahrt.

1. Buch Mose / Genesis 4,8–15:

Jüdische Auslegung

In der hebräischen Sprache der jüdischen Torah ist das Wort 'ot (אות, „Zeichen“) oft ein göttliches Zeichen. Im 2. Buch Mose (Ex 4,1–9) unterstützt ein (Wunder-)Zeichen die Glaubwürdigkeit Moses vor dem Pharao. Das Zeichen des Kajin ist kein Schandfleck; als solches schützt es ihn vor der Blutrache. Zugleich wird der „erste Mörder“ Kajin mit ihm selbst zur Warnung für andere Menschen vor der Untat Mord.

Raschi kommentiert, dass JHWH einen Buchstaben seines Namens auf Kajins Stirn einschnitzte (:וישם ה' לקין אות: חקק לו אות משמו במצחו).

Christliches Mittelalter

Im europäischen Mittelalter wurde die alttestamentliche Deutung des „Kainszeichens“ als Rechtfertigung des stigmatischen Abzeichens für Juden, des gelben Judenrings, missbraucht.

Neuzeit (Europa)

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich in Europa die Vorstellung, dass „Gott Kain für den Mord an Abel mit einer schwarzen Haut gestraft habe und dessen Nachkommen [...] dieses Sündenzeichen bis in die Gegenwart hinein tragen müßten“. Diese Auslegung der Bibel sollte erklären, „warum es Schwarze nur in Afrika, nicht aber in den tropischen Gegenden Amerikas gab, und warum [afrikanische Sklaven], auch wenn sie generationenlang in nördlichen Breiten lebten, nicht weiß wurden“.

Redensart

Heutzutage hat das alttestamentliche „Kainsmal“ im christlich-abendländischen deutschen Sprachraum verallgemeinert die Bedeutung eines Zeichens der Schuld bekommen; ein Merkmal, das einen verrät. Oft negativ behaftet, muss es jedoch keine „gerechte Strafe“ im biblischen Sinne sein. Das Kainsmal ist der Stempel, den die Gesellschaft anderen aufdrückt, um sie auf das festzunageln, was sie sich als Bild von ihnen gemacht hat. Wer das Kainsmal trägt, ist also nicht zwangsläufig ein „Todgeweihter“. Biblisch ist das Kainsmal kein Schandmal, sondern ein Schutzzeichen.

Literatur

  • Christoph Türcke: Vom Kainszeichen zum genetischen Code. Kritische Theorie der Schrift. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53472-4.

Einzelnachweise


Das Kainsmal von Stefan von Emmerich Politik Cartoon TOONPOOL

Das Kainsmal unserer Gesellschaft Wilhelmshaven

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