Der Lancia Thema ist ein Automobilmodell des italienischen Herstellers Lancia. Die erste Generation wurde von Herbst 1984 bis Sommer 1994 produziert. Dieses Fahrzeug sollte den in die Jahre gekommenen Lancia Beta ablösen und gleichzeitig das Segment der oberen Mittelklasse abdecken, das bisher dem Lancia Gamma vorbehalten war. Ende 1986 folgte noch ein Kombi unter dem Namen Thema Station Wagon. In Kleinserie wurde eine verlängerte Limousine (mit eingesetztem Mittelstück) produziert. Eine zweitürige Version, die die Carrozzeria Boneschi ebenfalls 1986 unter dem Namen Gazella als Prototyp realisiert hatte, fand dagegen keinen Eingang in die Serienproduktion.

Geschichte

Der im Oktober 1984 eingeführte Lancia Thema (interne Bezeichnung Y9) war zunächst mit dem Fiat Twin-Cam-Motor mit zwei obenliegenden Nockenwellen und zwei Litern Hubraum versehen, der 88 kW (120 PS) leistete. Dieser Motor hatte sich in der Beta-Baureihe über viele Jahre bewährt. Seine Basis wurde vom ehemaligen Ferrari-Konstrukteur Aurelio Lampredi in den 1960er-Jahren für den Fiat 124 entwickelt. Die Laufruhe dieses Vierzylinders wurde ab 1986 mit zwei Ausgleichswellen verbessert, die im Motorblock gegenläufig mit doppelter Kurbelwellendrehzahl rotierten und so die Motorvibrationen reduzierten (Lanchester-Ausgleich).

Die damals noch unabhängigen kleinen Hersteller Saab und Lancia hatten vereinbart, bei der Entwicklung eines Fahrzeuges der oberen Mittelklasse zusammenzuarbeiten, da jeder für sich die Entwicklungskosten kaum hätte tragen können. Das Ergebnis war so vielversprechend, dass Fiat und Alfa Romeo sich ebenfalls an diesem Projekt beteiligten. Das so entstandene Konzept wurde für die Fahrzeuge Saab 9000, Fiat Croma, Alfa Romeo 164 und natürlich den neuen Lancia Thema genutzt. Die Form der Karosserie wurde von Giorgetto Giugiaro und seiner Firma Italdesign gestaltet.

Für außerordentliche Fahrleistungen sorgte kurze Zeit später der Zwei-Liter-Motor mit Turbolader und 124 kW (169 PS). Dazu wurde für den Lancia Thema ein V6-Motor eingeführt, der überwiegend für die Export-Märkte vorgesehen war, da in Italien für Autos mit mehr als zwei Litern Hubraum zusätzliche Steuern bezahlt werden mussten. Es handelte sich hierbei zunächst um den so genannten PRV-Motor, der auch als „Europa-V6“ bezeichnet wurde, da dieses V6-Aggregat eine Gemeinschaftsentwicklung von Peugeot, Renault und Volvo war. Das Triebwerk hatte 2,8 Liter Hubraum und einen Zylinderwinkel von 90 Grad.

Ende 1986 wurde dem bis da hin nur als Limousine erhältlichen Thema eine Kombivariante mit dem Zusatznamen Station Wagon zur Seite gestellt. Er wurde von Pininfarina gestaltet.

Modellpflege

1988

Im September 1988 wurde der Thema optisch sowie technisch aufgefrischt.

Äußerlich saßen die bisher seitlich angebrachten Blinker nun unter den Scheinwerfern und der Kühlergrill wurde ausgeprägter in die Front integriert.

Unter der Motorhaube hielten Neuerungen wie die Vierventil-Technik Einzug. Im Februar 1989 erschien ein 104 kW (141 PS) leistender 2-Liter-Motor (2000 i. e. 16V), mit dem der Thema Station Wagon in 11,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigte und eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h erreichte. Zur Serienausstattung gehörten außer ABS und geregeltem Drei-Wege-Katalysator mit Lambda-Sonde sowie Aktiv-Kohlefilter ein höhenverstellbares Lenkrad, Servolenkung, elektrische Fensterheber vorn, elektrisch verstellbare und beheizte Außenspiegel, Colorverglasung, Zentralverriegelung und eine asymmetrisch geteilte Rückbank.

1992

Die dritte und zugleich letzte Serie wurde im September 1992 nochmals mit optischen und technischen Neuerungen versehen. Es wurde ein 2,0-Liter-Motor mit VIS (Variable Induction System) zur Verbesserung des Drehmomentverlaufes im unteren Drehzahlbereich eingeführt. In der Länge variable Ansaugkanäle machten diesen Vorteil möglich.

Mit der Überarbeitung wurde der PRV-V6 durch einen konzerneigenen 3,0-l-V6 von Alfa Romeo mit 128 kW (174 PS) ersetzt. Dieser Motor wurde für den Einsatz im Lancia Thema durch geringere Fertigungstoleranzen laufruhiger. Der Innenraum gewann durch Einlagen aus afrikanischem Rosenholz in der Mittelkonsole und den Türen sowie Sitzbezüge aus Leder oder der Microfaser Alcantara eine bessere Ausstattung.

Thema 8.32

Die enge Verbundenheit zwischen Ferrari und Lancia zieht sich durch die gesamte italienische Automobilgeschichte und führte im Jahre 1986 zum Lancia Thema 8.32 mit einem Achtzylindermotor von Ferrari.

Der Motor stammte aus dem 308 GTB Quattrovalvole mit 32 Ventilen. Für den Einsatz im Lancia Thema wurde dieser Motor überarbeitet (90-Grad-Versatz der Kurbelwellenzapfen, dadurch besserer Massenausgleich und ruhiger Motorlauf). Er sollte dem Einsatz in einer Limousine gerecht werden. Enzo Ferrari willigte allerdings nicht ein, diesen Lancia unter der Bezeichnung „Lancia-Ferrari“ zu vermarkten. Äußerlich unterschied sich dieser Lancia Thema durch einen aus Edelstahl und Aluminium gefertigten Kühlergrill und Räder mit fünf Speichen im Ferrari-Design mit fünf Befestigungslöchern. Ein roter und ein gelber handgemalter Zierstreifen in Höhe der Gürtellinie und die Besonderheit, einen Heckflügel elektrisch aus dem Kofferraumdeckel ausfahren zu können, wiesen diesen Lancia als das Topmodell der Baureihe aus.

Der Innenraum war mit Leder oder Alcantara von Poltrona Frau und Wurzelholz ausgekleidet. Dazu gab es ein elektrisch verstellbares Fahrwerk und auf Wunsch verstellbare Einzelsitze hinten.

Von Sommer 1987 bis Ende 1988 wurde in Deutschland die erste Serie des 8.32 ohne Katalysator mit 158 kW (215 PS) verkauft, danach folgte bis Mitte 1992 die zweite Serie mit Katalysator und 151 kW (205 PS). In der Schweiz gab es die erste Serie ohne Katalysator nicht. Hier wurde er von Anfang an mit Abgasreinigung angeboten. Der Neupreis eines Lancia Thema 8.32 lag bei 86.000 DM (erste Serie) und 110.000 DM (zweite Serie).

Es wurden insgesamt nur 3284 Fahrzeuge gebaut, davon sind 32 Stück eine Sonderedition im originalen Rosso Corsa („Renn-Rot“).

Motoren

Die Motoren des Thema stammen aus der Fiat-Motoren-Serie von Aurelio Lampredi. Die 2,0-l-Reihenvierzylinder-Ottomotoren waren mit oder ohne Turbolader erhältlich. Frühere Thema-Modelle wurden auch mit einem in Zusammenarbeit mit Peugeot, Renault und Volvo entwickelten 2,9-l-V6-Motor angeboten. Dieser Motor wurde im Herbst 1992 durch einen 3,0-l-V6-Motor von Alfa Romeo ersetzt.

Bedeutung

Der Thema war eines der erfolgreicheren Lancia-Modelle und wurde sowohl für italienische Politiker wie auch von ausländischen Regierungen als Staatskarosse eingesetzt. Er bescherte Lancia zudem wieder eine bedeutsame Stellung in der Produktion großer Limousinen. Dieser Erfolg hatte auch technische Ursachen, so beschleunigte der Lancia Thema i. e. von 0 auf 60 mph in 9,7 Sekunden, also eine weniger als der BMW 520i und verbrauchte bei jeder Geschwindigkeit weniger als ein Audi 100CD.

Das im August 1994 präsentierte Nachfolgemodell Kappa erhielt wieder einen Namen nach dem griechischen Alphabet und wurde erstmals seit der Einstellung des Gamma auch wieder als Coupé angeboten. Auf diesen folgte nach einer kurzen Pause im März 2002 der recht erfolglose Thesis. Im Herbst 2011 wurde im Zuge der Kooperation der Marken Lancia und Chrysler der Chrysler 300 als neuer Lancia Thema eingeführt, der in den USA weiterhin als Chrysler 300 angeboten wurde.

Technische Daten

Weblinks

  • Detaillierte Informationen zum Lancia Thema (Memento vom 13. Juli 2012 im Internet Archive)
  • Interessante Seite über den Lancia Thema 8.32 mit Ferrari-Motor

Einzelnachweise


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